Migration ist der Normalfall

Mit ihrer Stellungnahme wollen die im Sozialpolitischen Arbeitskreis Aschaffenburg vertretenen Organisationen den Blick weg von einer Abschottungs- und Abschreckungspolitik hin zur gesellschaftlichen Aufgabe der Integration von Migrant:innen lenken. Auf Einladung des DGB Aschaffenburg und der KAB Betriebsseelsorge Untermain hat sich der Arbeitskreis nach langer Pause wieder getroffen und sich mit dem Thema Migration auseinandergesetzt. Beim nächsten Treffen im Januar wird es um prekäre Arbeitsverhätnisse gehen.

 


Hier die Stellungnahme im Wortlaut:

Entgegen dem aktuellen politischen Trend, der sich z.B. auf die relativ kleine Zahl abgelehnter Asylsuchender fokussiert, die abgeschoben werden können, halten wir es für sinnvoller, den Blick auf 99 Prozent der Migrant:innen zu richten. Für sie gibt es ein breites Angebot in und um Aschaffenburg, mit dem eine wirksame Integrationsarbeit geleistet wird. Diese vielfältigen Angebote und eine gewachsene soziale Infrastruktur werden von öffentlichen und freien Trägern sowie bürgerschaftlichen Akteur:innen erbracht. Eine Übersicht ohne den Anspruch der Vollständigkeit stellen wir unten zusammen.

Migrationsdienste zukunftsfähig finanzieren!

Viele dieser Projekte, Einrichtungen und Angebote sind allerdings prekär finanziert und von staatlichen Kürzungen betroffen. So musste die Migrationsberatung der AWO schließen. Besser wäre es, unsere soziale Infrastruktur zu stärken. Wir brauchen eine Verbesserung beim Grundgerüst der normalen Migration, damit wir Luft haben für Menschen, die aufgrund von aktuellen Krisen ihre Heimat verlassen müssen und bei uns Schutz suchen.

Wir brauchen als Gesellschaft Migration und stehen ihr positiv gegenüber.

Eine wachsende Fremdenfeindlichkeit schadet unserer Gesellschaft und unserem Wirtschaftsstandort. In Aschaffenburg haben 30 Prozent der Menschen eine Migrationsgeschichte. Die unbestreitbaren Probleme durch die große Zahl der Menschen, die zu uns kommen, dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden, sondern müssen lösungsorientiert angegangen werden. Wir benötigen Migration, um den Arbeits- und Fachkräftebedarf zu decken, daher wollen dies mit einer Grundhaltung tun, die Migration als eine Bereicherung und eine Notwendigkeit für die Zukunft unserer Gesellschaft schätzt.

Schneller Zugang zum Arbeitsmarkt

Alle Menschen, die zu uns kommen, sollen möglichst sofort Zugang zu unserem Arbeitsmarkt bekommen. Wir brauchen Arbeitskräfte und wer arbeitet, kann sich in der Regel schneller integrieren.

Gebündelte Information für Migrant:innen

Menschen, die zu uns kommen, sollen einen gebündelten Überblick über alle Angebote zur Integration und Unterstützung erhalten. Darum soll die App “Hallo Aschaffenburg” intensiv gepflegt und beworben werden.

Dies wird in Aschaffenburg und Umgebung an vielfältiger Unterstützung im Bereich Migration geleistet:
  • Anleitung und Koordination Ehrenamtlicher Helfer*innen in der Flüchtlings- und Integrationshilfe (Caritas)
  • Asylverfahrensberatung, AVB (Caritas)
  • Bildungsprojekte für Migrantinnen (SKF)
  • Fachstelle Europäische Armutsmigration TABEA (Diakonie)
  • Flüchtlings- und Integrationsberatung, FIB (Caritas)
  • Flüchtlings- und Integrationsberatung und Migrationsberatung (Diakonie)
  • Frauenberatung (SKF)
  • Hausaufgabenbetreuung und Ferienangebote für Kinder in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber (Caritas)
  • Hausaufgabenhilfe für Kinder mit Migrationshintergrund im Jugendtreff Hockstraße (Caritas)
  • Infopoint für geflüchtete Menschen (Diakonie)
  • Interkulturelle Kompetenzkurse (SKF)
  • Netzwerke mit Migrantenselbstorganisationen (Diakonie)
  • Projekt “Lebenswirklichkeit Bayern” (SKF)
  • Psychologisch begleitetes Gruppenangebot für seelisch verletzte Ukrainerinnen (Diakonie)
  • Soziale Beschäftigung Zugewanderter (Diakonie, Jobcenter)
  • Schwangerenberatung (SKF)
  • Zielgruppenspezifische Gruppenangebote, z.B. Frauencafé (Caritas)

Sozialpolitischer Arbeitskreis

Im sozialpolitischen Arbeitskreis vernetzen sich öffentliche und freie Träger sowie zivilgesellschaftliche soziale Akteure in Stadt und Landkreis Aschaffenburg.

Die Stellungnahme wurde unterzeichnet von:

Christopher Franz (Caritasverband Aschaffenburg Vorstand), Björn Wortmann (DGB Aschaffenburg), Wolfgang Grose (Diakonie Untermain, Fachbereichsleiter Soziale Dienste), Monika Hartl (GEW Unterfranken, Vorsitzende), Robert Reisert (KAB Diözesanvorstand), Marcus Schuck (KAB Betriebsseelsorge Untermain), Christine Widmer (SKF Aschaffenburg, Geschäftsführerin), Alexander Stucke (Stadt Aschaffenburg, Amt für Soziale Leistungen, Bereich soziale Wohnhilfe, Obdachlosigkeit), Kerstin Wilson (VdK Aschaffenburg-Alzenau, Geschäftsführerin), Uwe Flaton (ver.di Aschaffenburg, Vorsitzender)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ihre Organisationen und Vertreter*innen beim Treffen des Sozialpolitischen Arbeitskreises Aschaffenburg (von links): Björn Wortmann (DGB Aschaffenburg), Alexander Stucke (Stadt Aschaffenburg, Amt für Soziale Leistungen, Bereich soziale Wohnhilfe, Obdachlosigkeit), Christine Widmer (SKF Aschaffenburg, Geschäftsführerin), Uwe Flaton (ver.di Aschaffenburg, Vorsitzender), Robert Reisert (KAB Diözesanvorstand), Marcus Schuck (KAB Betriebsseelsorge Untermain), Christopher Franz (Caritasverband Aschaffenburg Vorstand), Wolfgang Grose (Diakonie Untermain, Fachbereichsleiter Soziale Dienste), Monika Hartl (GEW Unterfranken, Vorsitzende).
Foto: Rosa Thul