Festlich geschmückt war der große Saal im Alten Rathaus in Miltenberg, um die diesjährigen Preisträger des Vinzenzpreises gebührend zu ehren. Neben Gästen aus Politik, Kirche und Caritas füllten vor allem die Preisträger und deren Familien den Festsaal. Rund 250 Menschen verfolgten die Preisverleihung live mit.
„Mit dem Vinzenzpreis zeichnen wir heute Menschen und Projekte aus, die auf vielfältige Art und Weise auf Frieden hinwirken“, sagte Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg e. V. (DiCV) in seinen Begrüßungsworten. Bieber ging unter anderem auf das Leitmotto „Zu – Frieden“, das die unterfränkische Caritas durch das Jahr 2024 begleitet, ein. Zum Frieden im Kleinen wie im Großen beizutragen, sei Anliegen der heute ausgezeichneten Projekte. Er wünschte allen Anwesenden einen schönen und friedensstiftenden Vinzenztag.
Begrüßung der Gäste
Doch noch mussten sich die Gäste ein wenig gedulden, denn bevor das gut gehütete Geheimnis gelüftet wurde, wer die diesjährigen Preisträger sind, hieß Bieber im Anschluss an den Festgottesdienst im Alten Rathaus die vielen Ehrengäste namentlich willkommen und dankte ihnen für das gute Miteinander zwischen Kirche und Staat. Unter anderem waren Martin Stock, MdL, Bezirkstagsvizepräsident Thomas Schiebel, der stellvertretende Landrat von Miltenberg Bernd Schötterl, Michael Baumann, stellvertretender Landrat Aschaffenburg, Robert Finster, stellvertretender Landrat Kitzingen, einige (Alt-)Bürgermeister aus der Stadt und den umliegenden Gemeinden sowie langjährige Unterstützer der Caritas aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Einladung an den Untermain gefolgt. Auch die vielen beruflichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die am jährlichen, rund um den Gedenktag des heiligen Vinzenz von Paul stattfindenden Festtag teilnahmen, begrüßte der unterfränkische Caritasvorsitzende herzlich.
Vergabe der Vinzenzpreise
Dann wurde es spannend, denn mit Christiane Holtmann, Referentin für Sozialpastoral und Engagementförderung im DiCV, als erste Laudatorin für den dritten Preis begann die diesjährige Preisverleihung des Vinzenzpreises. „Gästen der Würzburger Wärmestube geht es häufig nicht gut“, sagte Holtmann. Dies sei kein Wunder, denn sie schlafen oft draußen, haben kein Dach über dem Kopf, könnten sich kein gutes Essen leisten und das Geld fehle selbst für die existentiellsten Dinge. Häufig mangele es auch an medizinischer oder psychologischer Versorgung. Hier setze EMMA an. Im Rahmen des Projekts setzen sich seit 2023 ehrenamtliche Mitarbeitende dafür ein, die medizinische Regelversorgung der wohn- und obdachlosen Menschen in Würzburg und Umgebung sicherzustellen. Sie begleiten die Menschen zu Arztterminen, sind niedrigschwellige Ansprechpartner, bieten Fahrdienste an und sind Helfer in der Not, so die Laudatorin. „Im Mittelpunkt von EMMA stehen die wohn- und obdachlosen Menschen. Ihnen zur Seite stehen die ehrenamtlichen Begleiterinnen und Begleiter sowie medizinisches Fachpersonal, das immer wieder auch kostenfrei behandelt, diagnostiziert und therapiert“, brachte es Holtmann auf den Punkt.
Das Akronym EMMA stehe für „Ehrenamtliche Begleitung für Menschen ohne medizinische Anbindung“. Ein solch niedrigschwelliges Angebot helfe nicht nur akut im Krankheitsfall, es sei auch ein Schritt hin zu etwas Teilnahme und Teilhabe am gesellschaftlichen System, so Holtmann, und damit sei EMMA auch ein würdiger Preisträger des Vinzenzpreises 2024. Stellvertretend für die Ehrenamtlichen von EMMA nahm Nadia Fiedler, Geschäftsführerin der Christophorus Gesellschaft Würzburg, die Urkunde und den symbolischen Scheck in Höhe von 1000 Euro aus den Händen von Bischof Dr. Franz Jung entgegen.
Zweiter Preisträger 2024
Über den zweiten Vinzenzpreis und damit über 1500 Euro durfte sich das Projekt „Showdown“ der Lebenshilfe Schmerlenbach freuen. Die Laudatio auf den Preisträger nahm Vinzenzpreis-Jurymitglied Sr. Anna-Maria Kempf, OSA/Kongregation der Ritaschwestern, vor. Anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages am 21. März hatten sich Mitarbeitende der Werkstätten mit Trisomie 21 von einem professionellen Fotografen ablichten lassen. Unter dem Motto „Jetzt werde ich Topmodel“ entstanden so viele wunderschöne Porträtaufnahmen der Models, die von purer Lebensfreude und positiver Ausstrahlung zeugen, so Kempf. Das Projekt habe eingeschlagen: Nach dem Fotoshooting folgten mehrere Vernissagen, auf denen die Aufnahmen durch die Porträtierten öffentlich präsentiert wurden. Weitere Vernissagen und Projekte seien auch über das Jahr 2024 hinaus geplant.
Zur Preisübergabe durch Bischof Dr. Franz Jung versammelten sich neben Gruppenleiterin und Ideengeberin Kristin Kaiser daher auch alle Models in bunten T-Shirts auf dem Podium und zeigten stolz nochmals die Fotos, die im Rahmen von „Showdown“ entstanden waren.
Erster Preisträger 2024
Seit 1972 gibt es die Telefonseelsorge in Würzburg/Main-Rhön. Im Jahr1998 wurde zudem die Telefonseelsorge Untermain gegründet. Für viele kaum ersichtlich, tun die rund 160 ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer der Ökumenischen Telefonseelsorge Untermain und Würzburg/Main-Rhön seitdem Tag und Nacht an allen Tagen des Jahres ihren Dienst. Sie sind am Telefon und im Chat für Menschen erreichbar, die sich mit vielfältigen Problemen wie Beziehungsproblemen, Ängsten oder Suizidgedanken an sie wenden.
Dr. Stefan Heining, Abteilungsleiter Erwachsenenbildung und Referatsleiter Bildungskonzeption im Bistum Würzburg, nahm stellvertretend für die Vinzenzpreis-Jury die Laudatio auf den ersten Preisträger des diesjährigen Vinzenzpreises vor: die Ökumenische Telefonseelsorge Untermain und Würzburg/Main-Rhön. Während bei den beiden anderen Preisträgern spezifische und innovative Aspekte der jeweiligen Projekte gewürdigt wurden, verhalte es sich beim ersten Preisträger ein wenig anders, so Heining. „Hier geht es vor allem darum, dass wir als Jury die Nachhaltigkeit, die Beharrlichkeit und die Breitenwirkung von diesem besonderen Engagement hervorheben wollen.“. Im bedingungslosen Annehmen der Situation der Anrufenden würden die Ehrenamtlichen an den Telefonen und im Chat einen zutiefst anerkennenswerten Dienst leisten, sagte der Laudator. Die Urkunde und das Preisgeld in Höhe von 2500 Euro nahmen Vertreter der beiden Telefonseelsorgen gemeinsam entgegen.
Gemeinsamer Ausklang
Die feierliche Preisverleihung im Alten Rathaus von Miltenberg untermalten Horst und Christian Roller von der Lebenshilfe Schmerlenbach mit Gesang, Gitarre und Klanghölzern unter viel Beifall des Publikums. Bei einem gemeinsamen Mittagessen klang der Vinzenztag 2024 in Miltenberg aus.
Der nächste Vinzenztag findet anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Caritasverbandes für den Landkreis Kitzingen e. V. am Sonntag, den 28. September 2025, in Kitzingen statt.
Quelle: caritas-wuerzburg.de
Laudatio von Dr. Stefan Heining
Lieber Bischof Franz, lieber Herr Domkapitular Bieber, sehr geehrte Festgäste, liebe ehren- und hauptamtlich Mitarbeitende und Verantwortliche der Telefonseelsorge Würzburg/Main-Rhön und Untermain
zwei wundervolle Projekt wurden uns eben vorgestellt – in speziellen bzw. innovativen Bereichen wurde hier mit dem Vinzenzpreis ihr Engagement gewürdigt.
Beim ersten Preisträger des Vinzenzpreises 2024 ging es uns in der Jury darum, die Beharrlichkeit, Nachhaltigkeit, Wirksamkeit und den langen Atem einer Initiative zu würdigen:
160 ehrenamtlich tätige Frauen und Männer stehen Tag und Nacht an allen Tagen des Jahres für Gespräche am Telefon oder im Chat für Menschen mit Problemen und in Krisen zur Verfügung. Egal – ob Ängste, Beziehungsprobleme, Arbeitslosigkeit oder Suizidgedanken: Durch diese Seelsorge, die sich im Zuhören, Zuwenden in der bedingungslosen Annahme der Person und Situation zeigt, leisten Sie alle gemeinsam einen zutiefst anerkennenswerten Dienst. Seit bereits 1972 in Würzburg und am Untermain seit 1998 stehen Sie allen Menschen, die Sie aufsuchen, zur Verfügung. Alle bei Ihnen Tätigen – insbesondere die vielen ehrenamtlichen Männer und Frauen – fördern damit den inneren Frieden der Ratsuchenden und stärken damit insgesamt den sozialen Frieden, mit dem das Caritas-Motto 2024 überschrieben ist.
Ihr Wirken ist nachhaltig und beharrlich und in der ökumenischen Kooperation verbindend und vorbildlich. Ihr wirksamer lebensrettender Beitrag zur Suizidprävention kann nicht in Zahlen konkret gemessen werden, die Bedeutung kann gleichwohl nicht überschätzt werden. Besonders schätze ich als Mit-Verantwortlicher für Bildung und Begleitung in unserem Bistum, wie gefragt und beliebt Fortbildungen und Supervision bei Ihnen sind – ein wichtiges Merkmal bleibender Qualität in Ihrem Wirken.
Liebe Verantwortliche der Telefonseelsorge: Wir danken Ihnen aus ganzem Herzen für all Ihr höchst wertvolles Engagement und freuen uns Ihnen den 1. Vinzenzpreis 2024 überreichen zu dürfen. (dotiert mit 2.500,00€)
Für Ihr weiteres so segensreiches Wirken viel Freude bei Ihrem Sinn stiftenden Tun, wertvolle zwischenmenschliche Begegnungen und Gottes guten Segen!
Dr. Stefan Heining