Mit über 200 Gästen hat der Diözesan-Caritasverband am Sonntag den Vinzenztag 2021 gefeiert. Bei strahlendem Sonnenschein kamen sie im Kurpark von Bad Bocklet zu Gottesdienst, Begegnung und zur Verleihung der Vinzenzpreise zusammen. Der traditionelle Festtag erinnert an den heiligen Vinzenz von Paul, den Begründer der neuzeitlichen Caritas, dessen Gedenktag die Kirche am 27. September feiert. Die Feier fiel mit dem Caritassonntag 2021 zusammen.
„Wir haben heute schon die beste Wahl getroffen, indem wir gemeinsam diesen Gottesdienst feiern“, sagte Weihbischof Ulrich Boom in seiner Begrüßung zu Beginn des Pontifikalamts. Gemeinsam mit ihm feierten den Gottesdienst am Altar neben dem Vorsitzenden des Diözesan-Caritasverbands, Domkapitular Clemens Bieber, auch der Bad Kissinger Dekan Stephan Hartmann sowie der emeritierte Domvikar Burkhard Rosenzweig. Unter den Ehrengästen fanden sich neben der Ehrenvorsitzenden des Diözesan-Caritasverbands, Landtagspräsidentin a.D. Barbara Stamm, zahlreiche weitere Vertreter aus Gesellschaft und Politik in der Region.
“Caritas schließt alle ein”
In seiner Predigt ging der Weihbischof auf das aktuelle Jahresmotto der Caritas ein. „Der Dienst der Caritas geht nie von einer oder einem allein aus“, so Boom. Vielmehr sei sie immer ein Gemeinschaftswerk, das allen Menschen offenstehe. „Caritas ist nie exklusiv, sie ist immer inklusiv, schließt alle und alles ein“, sagte Weihbischof Boom.
Dieser Anspruch lasse sich auch aus den biblischen Texten des Tages ablesen, so der Weihbischof weiter. Exemplarisch verwies er auf das Evangelium, in dem der Apostel Johannes die Jünger als eine exklusive Gruppe darstellt (vgl. Mk 9,38ff.). Dies werde jedoch gleich von Jesus selbst zurückgewiesen. „Gottes Geist legt sich auf alle und alles“, sagte der Weihbischof. Offen sei hingegen die Frage, „ob wir offen für sein Wirken sind“. Diese Frage müssten sich auch stets die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas stellen, schließlich würden sie im Zeichen des Kreuzes auftreten. Durch sie würde Gott Gutes tun in der Welt, so Boom.
Für die Caritas ebenso bedeutsam sei, dass Gott stets die kleinen Menschen in den Mittelpunkt stelle. „Gottes Herz gehört den Ohnmächtigen, Schwachen und Geringen, denen aus der letzten Reihe, am Rand der Gesellschaft.“ Es dürfe im Dienst der Caritas nie vergessen werden, „auf wessen Seite Gott steht“, sagte der Weihbischof. Zugleich dürften alle, die sich in den Dienst an den Schwachen stellen, auf Gottes Hilfe vertrauen. Der Mensch neige dazu, alles können zu wollen und zuweilen seine Seele zu verkaufen, „um gut und machtvoll“ zu sein. Vor dieser Art Perfektionismus warne Jesus jedoch. „Das, was wir vom Herzen her vermögen, langt.“ Wenn Gott ein Herz für die Menschen habe, die der Caritas anvertraut sind, dann auch „für unser begrenztes Tun“ in der Hilfe für diese Menschen, so Weihbischof Boom in seiner Predigt.
Gute Kooperation zwischen Caritas und politischer Gemeinde
Seine Dankesworte am Ende des Gottesdienstes nutzte Domkapitular Clemens Bieber dazu, dem Weihbischof nicht nur für die Feier der Messe zu danken, sondern auch im Namen des Caritasverbands Glückwünsche zu Booms Geburtstag im Vortag auszusprechen. Ebenso gratulierte Bieber dem Bürgermeister von Bad Bocklet, Andreas Sandwall, der an diesem Sonntag seinen Geburtstag feierte. Einen musikalischen Geburtstagsgruß lieferten zudem die „Rhöner Saxophöner“ aus Stangenroth, die den Gottesdienst und den anschließenden Festakt zur sichtbaren Freude der Mitfeiernden musikalisch begleitet hatten.
In seinem Grußwort betonte der Bürgermeister, dass er an diesem Geburtstag aufgrund einer schweren Erkrankung im Vorjahr besonderen Grund habe, Gott Dank zu sagen. Dankbar sei er auch der Caritas für die gute Zusammenarbeit in Bad Bocklet. Dabei nannte er das von der Caritas betrieben Kurhaus Hotel Bad Bocklet sowie die Ehrenvorsitzende Barbara Stamm, die mit großem persönlichem Engagement die umfangreiche Renovierung und Neugestaltung der Kuranlagen möglich gemacht habe.
Im Anschluss an den Festgottesdienst konnten die zahlreichen Gäste vor der malerischen Kulisse des Brunnenbaus auch der Verleihung der Vinzenzpreise 2021 beiwohnen. Mit dem Vinzenzpreis ehrt der Diözesan-Caritasverband jedes Jahr ehrenamtliche Projekte, die in nachhaltiger und innovativer Weise einen Dienst am Nächsten leisten. Die Wahl der Preisträger obliegt dabei einer unabhängigen Jury. Die beiden mit 3.000 bzw. 2.000 Euro dotierten Preise erhielten die beiden Gewinner aus den Händen der Ehrenvorsitzenden Barbara Stamm sowie des Weihbischofs Ulrich Boom.
Vinzenzpreise für “Rock the Nations” und “Handmade”
Mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde im Jahr 2021 das Bandprojekt „Rock the Nations“. In der Ankereinrichtung Geldersheim im Landkreis Schweinfurt baut die Initiative seit fast zwei Jahren musikalische Brücken. „Musik ist wichtig, um die Isolation in der Einrichtung zu durchbrechen und Menschen in Kontakt zu bringen“, erklärte Miriam Christof, Fundraising-Expertin bei den Würzburger Erlöserschwestern und Mitinitiatorin, die Grundidee des Projekts. Wie gut der Plan aufzugehen scheint, durften die Gäste des Vinzenztags dann auch gleich selbst feststellen, als „Rock the Nations“ im Kurpark von Bad Bocklet eine Kostprobe ihres Könnens zu Gehör brachten.
Auch der zweite Preis ging in diesem Jahr an ein Projekt, das Hilfsbedürftige selbst zu Akteuren macht. Ingrid Pollak aus dem Würzburger Stadtteil Lengfeld und ihre Mitstreiter wollen mit „Handmade“ einen Beitrag zur Selbsthilfe in Nigeria leisten. Dabei sammeln sie in Deutschland alte Nähmaschinen ein, die dann verschickt und vor Ort zu Werkzeugen gegen die Armut werden. „Das stiftet Zukunft“, lobte die Jury in ihrer Begründung.
Mit den Preisverleihungen ging der offizielle Teil des Vinzenztags im Kurpark zu Ende. Unter strengen Corona-Auflagen konnten nach einjähriger Zwangspause aber auch Begegnung und Austausch wieder aufleben, die einen wichtigen Teil des Vinzenztags darstellen. Bis in den Nachmittag nahmen zahlreiche Gäste die Einladung an, beim Mittagsimbiss die Küche des Kurhaus Hotels kennenzulernen, die renovierten Hotelanlagen zu erkunden oder im Kurpark zu Lustwandeln.
Kilian Martin | Caritas | Quelle: hier